Leukonet - Netzwerk für Leukodystrophien
Als Leukodystrophien bezeichnet man eine heterogene Gruppe von seltenen genetischen Erkrankungen, die die weiße Substanz des Nervensystems, das Myelin, betreffen. Die Patienten leiden an vielfältigen, in der Regel progredienten neurologischen Symptomen, an deren Folgen sie oft versterben. Leukodystrophien treten vor allem im Kindes- und Jugendalter auf, können sich aber auch erst im Erwachsenenalter manifestieren. Bei zahlreichen Leukodystrophien ist die genetische Ursache bekannt, bei anderen konnte das verantwortliche Gen noch nicht identifiziert werden.
Obwohl Leukodystrophien durch Defekte in sehr verschiedenen Genen verursacht werden können, zeigt ihre Pathologie und ihr klinisches Erscheinungsbild Gemeinsamkeiten, so dass es sinnvoll ist, diese Krankheitsgruppe in einem Netzwerk zusammenzufassen. Abgesehen von Knochenmarkstransplantationen, die bei einigen Leukodystrophien den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können, sind diese Erkrankungen bisher nur symptomatisch und nicht kausal zu therapieren.
Die Einführung der Magnetresonanztomographie und -spektroskopie hat die Leukodystrophiediagnostik entscheidend verbessert. Dennoch führt der schleichende und oft wenig charakteristische Beginn dieser Erkrankungen sowie die Tatsache, dass die erstbetreuenden Ärzte in der Regel keine Kenntnisse über diese seltenen Krankheitsbildern haben, oft zu einer verzögerten Diagnosestellung.
Das Leukonet ist ein bundesweiter Zusammenschluss von klinisch und theoretisch arbeitenden Gruppen. Es hat Strukturen aufgebaut, die der möglichst frühzeitigen und vollständigen bundesweiten Erfassung betroffener Patienten dienen und darüber hinaus sowohl für Ärzte wie auch für Patienten und Angehörige Möglichkeiten zur Information über Leukodystrophien bietet. Das Netzwerk vereint alle deutschen klinischen Zentren, die im Umgang mit Leukodystrophie-Patienten erfahren sind sowie eine Reihe von grundlagenwissenschaftlichen Projekten, die sich mit den molekularen Ursachen, der Pathogenese sowie der Therapieentwicklung von Leukodystrophien befassen.
Projekte- Epidemiologie und Beschreibung des klinischen Verlaufes der metachromatischen Leukodystrophie und des Morbus Krabbe (I. Kraegeloh-Mann, Tübingen)
- Multiparametrische MR Untersuchungen bei seltenen Leukoenzephalopathien mit Hypomyelinisierung im Kindesalter (K. Brockmann, S. Dreha-Kulaczewski, Göttingen)
- Epidemiologie und Beschreibung des klinischen Verlaufes neu definierter Leukodystrophien des Kindesalters (J. Gärtner, Göttingen)
- Leukodystrophien im Erwachsenenalter: Phänotypische Variabilität, klinischer Verlauf und Progressionsmarker (A. Rolfs, Rostock; L. Schöls, Tübingen; W.Köhler, Wermsdorf)
- Therapie der Metachromatischen Leukodystrophie durch Transplantation einer Kombination von hämatopoetischen Stammzellen und multipontenten mesenchymalen Stromazellen (I. Müller, Hamburg; R. Handgretinger, Tübingen)
- Die Rolle von RNAseT2 in der Pathogenese der zystischen Leukencephalopathie ohne Megencephalie (M. Henneke, Göttingen)
- Molekulare Mechanismen der axonalen Degeneration in Mausmodellen humaner Leukodystrophien (K-A. Nave, H. Werner, Göttingen)
- Metachromatische Leuodystrophie: Strategien für eine Substratreduktionstherapie und Untersuchungen zur neuronalen und oligodendroglialen Pathologie anhand von Mausmodellen (M. Eckhardt, H. Beck, V. Gieselmann, Bonn).
- Mutationsanalyse und Wiederherstellung von Arylsulfatase A- und Galaktocerebrosidase-Aktivität durch Proteaseinhibitoren als neuer Ansatz zur Behandlung der Metachromatischen Leukodystrophie und Globoidzell-Leukodystrophie (R. Steinfeld, Göttingen)
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
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Website: www.leukonet.de